Loading...
Recht

Jagdrecht in Deutschland: Was Jäger wissen müssen

08. November 2025 7 Min. Lesezeit Jagdschein-Pro Team

Jagdrecht und Bestimmungen in Deutschland - Überblick für Jäger

Das deutsche Jagdrecht ist komplex und föderal organisiert. Als Jäger müssen Sie nicht nur das Bundesjagdgesetz kennen, sondern auch die Landesjagdgesetze Ihres Bundeslandes. Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Rechtsgrundlagen.

Grundlagen des deutschen Jagdrechts

Das Jagdrecht in Deutschland basiert auf mehreren Säulen, die zusammen ein umfassendes Regelwerk bilden:

Rechtsquellen der Jagd
  • Bundesjagdgesetz (BJagdG): Rahmengesetz des Bundes
  • Landesjagdgesetze: Spezifische Regelungen je Bundesland
  • Bundeswildschutzverordnung: Schonzeiten bundesweit
  • Landesverordnungen: Ergänzende Regelungen der Länder
  • Tierschutzgesetz: Übergeordnete Vorschriften
  • Waffengesetz: Regelungen zu Jagdwaffen
Wichtig: Die Landesjagdgesetze können erheblich voneinander abweichen. Informieren Sie sich immer über die spezifischen Regelungen in Ihrem Bundesland!

Das Jagdrecht - Wem gehört die Jagd?

In Deutschland ist das Jagdrecht untrennbar mit dem Grundeigentum verbunden. Das bedeutet:

Grundeigentümer und Jagdrecht

  • Eigenjagdbezirk: Ab 75 ha (je nach Bundesland) zusammenhängende Fläche
  • Gemeinschaftliche Jagdbezirke: Kleinere Flächen werden zusammengelegt
  • Jagdgenossenschaft: Verwaltet gemeinschaftliche Jagdbezirke
  • Verpachtung: Jagdrecht wird meist verpachtet (6-12 Jahre)
Das Reviersystem

Deutschland ist flächendeckend in Jagdreviere aufgeteilt. Es gibt keine jagdfreien Flächen - außer befriedete Bezirke (Siedlungen, Friedhöfe, etc.). Dieses System unterscheidet uns von vielen anderen Ländern.

Jagdausübung - Wer darf jagen?

Die Jagdausübung ist streng geregelt und setzt mehrere Voraussetzungen voraus:

Voraussetzungen für die Jagdausübung

Persönliche Voraussetzungen
  • Mindestalter 18 Jahre (Jugendjagdschein ab 16)
  • Bestandene Jägerprüfung
  • Persönliche Zuverlässigkeit
  • Sachkunde im Umgang mit Waffen
  • Keine Versagungsgründe (§ 17 BJagdG)
Rechtliche Voraussetzungen
  • Gültiger Jagdschein
  • Jagdhaftpflichtversicherung (mind. 500.000 €)
  • Jagderlaubnisschein oder Jagdpacht
  • Waffenbesitzkarte (für eigene Waffen)

Jagd- und Schonzeiten

Jagdzeiten sind bundesweit in der Bundeswildschutzverordnung geregelt, können aber durch Landesrecht verschärft werden:

Wildart Jagdzeit (Beispiel Bayern) Schonzeit
Rehbock 01.05. - 15.10. 16.10. - 30.04.
Rehwild (Ricke, Kitz) 01.09. - 31.01. 01.02. - 31.08.
Rotwild (Hirsch) 01.08. - 15.01. 16.01. - 31.07.
Schwarzwild (Überläufer, Keiler) Ganzjährig Nur führende Bachen
Fuchs Ganzjährig Keine (außer in Schongebieten)
Stockente 01.09. - 15.01. 16.01. - 31.08.
Achtung: Verstöße gegen Jagdzeiten können als Jagdwilderei geahndet werden und führen zum Verlust des Jagdscheins!

Hege - Die zentrale Pflicht des Jägers

Der Hegeparagraph (§ 1 BJagdG) ist das Herzstück des deutschen Jagdrechts:

"Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen."

§ 1 Abs. 2 BJagdG

Was bedeutet Hege konkret?

  • Lebensraumverbesserung: Anlage von Wildäckern, Hecken, Suhlen
  • Fütterung: In Notzeiten, nicht als Lockfütterung
  • Bejagung: Regulation kranker und schwacher Stücke
  • Prädatorenbejagung: Schutz bedrohter Arten
  • Wildschadensverhütung: Vermeidung von Verbiss und Schälschäden

Waffenrecht für Jäger

Jäger haben im Waffengesetz eine Sonderstellung, aber auch besondere Pflichten:

Besonderheiten für Jäger
  • Grüne WBK: Waffenbesitzkarte mit Jagdmotivation
  • Erleichterte Erwerbsmöglichkeit: Langwaffen ohne Bedürfnisprüfung
  • Aufbewahrungspflicht: Waffenschrank nach DIN/EN 1143-1
  • Führungsberechtigung: Im Revier, bei Übung, auf dem Weg dorthin
  • Meldepflichten: Verlust oder Diebstahl sofort anzeigen
  • Kontrollen: Behörden können Aufbewahrung kontrollieren

Jagdwilderei und Strafen

Das Jagdrecht sieht klare Straftatbestände vor:

Strafbare Handlungen

Vergehen Strafe Folgen
Wilderei (§ 292 StGB) Freiheitsstrafe bis 3 Jahre oder Geldstrafe Jagdscheinentzug, Waffenverlust
Jagdwilderei (§ 38 BJagdG) Geldbuße bis 5.000 € Jagdscheinentzug möglich
Verstoß gegen Jagdzeiten Geldbuße bis 5.000 € Jagdscheinentzug möglich
Waffenrechtsverstöße Freiheitsstrafe bis 5 Jahre Waffenverbot, Jagdscheinentzug

Tierschutz in der Jagd

Der Tierschutz hat oberste Priorität. Jäger müssen:

  • Nur mit ausreichender Treffsicherheit schießen
  • Angeschweißtes Wild nachsuchen (Schweißhundführer)
  • Krankes Wild erlösen (Hegeabschuss)
  • Fallen nur mit Fangverbot-Ausnahme verwenden
  • Unnötiges Leiden vermeiden
Waidgerechtigkeit: Geht über gesetzliche Vorschriften hinaus und umfasst ethische Grundsätze im Umgang mit Wild und Natur.

Fazit: Jagdrecht als Verantwortung

Das deutsche Jagdrecht ist umfassend und komplex, dient aber dem Schutz von Wild und Natur. Als Jäger tragen Sie große Verantwortung:

Kernpunkte für Jäger
  • ✓ Kenntnis der Bundes- und Landesgesetze
  • ✓ Strikte Einhaltung von Jagd- und Schonzeiten
  • ✓ Hege als zentrale Pflicht verstehen
  • ✓ Waffenrecht gewissenhaft befolgen
  • ✓ Tierschutz an erste Stelle setzen
  • ✓ Kontinuierliche Weiterbildung

Bei Jagdschein-Pro vermitteln wir Ihnen nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch die praktische Anwendung des Jagdrechts. Unsere erfahrenen Ausbilder sind selbst aktive Jäger und kennen die rechtlichen Fallstricke aus der Praxis.

Jagdrecht lernen

In unseren Kursen vermitteln wir fundiertes Rechtswissen

Zu den Kursen
Fragen zum Jagdrecht?

Unsere Experten beantworten Ihre Fragen

Kontakt aufnehmen
Jagdschein-Pro Team

Jagdrechtler und erfahrene Jäger, die komplexe rechtliche Zusammenhänge praxisnah vermitteln.

Jagdrecht verstehen

In unserer Ausbildung lernen Sie alle relevanten Rechtsgrundlagen.

Jetzt informieren